Zur Zeit der Betriebsaufnahme auf den Hauptlinien der Gotthardbahn am 1. Juni 1882, entsprach die Länge der Blockabschnitte den Distanzen zwischen den Stationen.
Das bedeutete, dass auf den anfänglich eingleisigen Strecken zwischen den Stationen maximal ein Zug unterwegs sein konnte.
Mit dem Ausbau auf Doppelspur ab 1895 erhöhte sich dies zwischen den Stationen auf einen Zug in jede Richtung.
Der Gotthardtunnel war ein eigener Blockabschnitt. Er wurde von Anfang an zweispurig geführt.
Läutewerk bei der Wärterbude 27b |
Plan Läutewerk von Siemens-Halske |
Wie beim Rollmaterial, war die Gotthardbahn-Gesellschaft auch in Sachen
Technischem Equipement ganz auf den nördlichen Nachbarn Deutschland ausgerichtet.
So wurden auch die Läutewerke der Gotthardbahn von der Firma Siemens-Halske in Berlin geliefert. Diese entsprachen einem Typ, welcher bei den Bayrischen Staatsbahnen im Einsatz war.
Im Unterschied zu den Stationsglocken anderer Bahngesellschaften in der Schweiz, besassen die Läutewerke der Gotthardbahn nicht nur eine Standsäule, sondern einen runden geschlossenen Kasten.
Sie waren also sogenannte Mantel-Läutewerke.
In einem Beschrieb von Siemens-Halske wird das Läutewerk wie folgt beschrieben:
Es handelt sich um das Siemens-Halske Universalläutewerk mit einer eisernen Schutzbude welche aus einer cylindrischen Säule aus starkem Eisenblech mit Thür und Schloss besteht.
Hinzu komment ein gusseiserner Fundamentring und ein Dach.
Eine auf dem Dach angebrachte Hohlsäule trägt die Glockenarmatur welche wiederum von einem zweiten Dache bedeckt ist.
Universalläutewerk |
Aufsatzbrett mit Rolle |
Gewicht |
Blick auf den Antriebsmechanismus |
Zugdraht und Verkeilung Hohlsäule |
Blick auf das Schlagwerk |
Antrieb mit verschiedenen Signalscheiben
Wegen ihres Herkunftslandes Deutschland und wegen ihres runden Körpers erhielten die Läutewerke
der Gotthardbahn im Volksmund den Namen
„Dicke Berta“.
Im Urner Reusstal wurden sie wegen ihrer
Dachform auch „Chinesenhut“ genannt.
Bei der Gotthardbahn wurde die Fahrrichtung des Zuges mit Hilfe der Anzahl Schläge unterschieden:
| Auf der Bergstrecke und den nördlichen und südlichen Zufahrten zwischen Immensee und Bellinzona war dies: | |||||
| Fahrrichtung Norden: | ● ● ▬ ● ● | ||||
| Fahrrichtung Süden: | ● ● ● ▬ ● ● ● ▬ ● ● ● | ||||
Bei Stationen mit Abzweigungen von Strecken, mussten andere Lösungen gefunden werden.
Bei der Gotthardbahn gab es deshalb drei Typen von Läutewerken:
| Einschläger | ||
| eine Glocke | Ab Stationen ohne Verzweigung |
Arth-Goldau – Giubiasco Giubiasco – Luino/Chiasso |
| Zweischläger | ||
| zwei Glocken verschiedene Tonhöhen |
Ab Stationen mit einer Verzweigung |
Arth-Goldau – Immensee Giubiasco – Locarno |
| Dreischläger | ||
| drei Glocken verschiedene Tonhöhen |
Ab Stationen mit zwei Verzweigungen |
Arth-Goldau – Zug |
| Bei der Betriebseröffnung der Gotthardbahn am 1. Juni 1882 betrug die Anzahl der Läutewerke: | |||||
| Immensee – Goldau: | 7 | ||||
| Goldau – Bellinzona: | 108 | ||||
| Bellinzona – Chiasso: | 35 | ||||
Jedes Läutewerk war mit einer mobilen Kurbel versehen, um das Schlagwerk "aufzuziehen".
Diese wurde in die entsprechende Öffnung im Mantel gesteckt.
Durch das Drehen der Kurbel wurde der Gewichtsstein nach oben gezogen.
Das Aufziehen der Läutewerke war in den Stationen Aufgabe des Stationspersonals.
Bei den Wärterhäusern oblag diese Pflicht den Bewohnern (den Frauen).
Bei den Läutewerken an der Strecke (Wärterbuden) war das Aufziehen
die Aufgabe des jeweiligen Streckenwärters.
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| Verschiedene Läutebuden | ||
Der erste Bahnhof Arth-Goldau mit einem Zug der Rigibahn. |
Station Steinen mit Läutewerk |
Der erste Bahnhof Flüelen mit dem Läutewerk. |
Auch beim Portal des Gotthardtunnels stand ein Läutewerk. |
Wärterbude 23b bei Silenen mit Läutewerk |
Stellwerk in Chiasso mit Läutewerk |
Wärterhaus beim Pfaffensprung-Kreistunnel mit Läutewerk |
Wärterbude beim Ricken (Rigilehne) mit Läutewerk |
An der Seelinie am Axen waren die Läutewerke in den 90er Jahren noch in Betrieb.
Der Film zeigt einen Zusammenschnitt von Läutewerken in Betrieb.
Das
erste stand im Gruonbach bei der Milchbachbrücke beim Sulzeck.
Das
zweite stand beim Wärterhaus an der Tellsplatte bei Sisikon.
Läutewerke in Arth-Goldau
Wie aus den obigen Zusammenstellungen zu ersehen ist, war der Bahnhof Arth-Goldau in Bezug auf Läutewerke ein spannender Ort, waren doch dort ab 1897 alle drei Arten von Schlägern im Einsatz.
Streckensituation in Arth-Goldau
Zugeordnete Schläge in Arth-Goldau
Der Dreischläger in Arth-Goldau animierte uns Kinder jeweils zum Mitsingen mit dem Text:
„Süü Gol-dau“. "Süü" = Schwein