Der Rohstoff Holz im Wald und im Modell

In diesem Teil befasse ich mich mit Objekten aus Holz, welche uns zur Darstellung von Szenen und zum Ausschmückung der Modellbahn dienlich sind.
Die Inspiration, "was denn noch fehlt" hole ich mir auch da in der Realität.
Wir können im Modellbau noch so einfallsreich sein, die Wirklichkeit des Alltags schlägt uns allemal. Warum also sollen wir uns den Kopf zerbrechen, wenn es reicht, mit offenen Augen (und einem fotografischen Bildspeicher) durch die Welt zu gehen und einfach das Geschehen des Alltags einzufangen und auf der Modellbahn umzusetzen.

Als Urner und Gotthardbahn-Kenner ist das Urner Reusstal mit seinen Nebentälern mein hauptsächliches alpines Tummelfeld.
Die vielen Bilder können als Anregung für szenische Darstellungen auf der Modellbahn dienen.

Holz als Rohstoff, einige Grundlagen

Sowohl die Helvetier, als auch später die Alemannen haben in Uri seit Urzeiten Holz als Rohstoff für die Herstellung von Alltags-Gegenständen und zum Bau von Gebäuden genutzt.
Dies schlägt sich auch heute noch im Urnerischen Alltag nieder.
Sind es im Flachland eher Laubbäume, welche als Holzlieferanten dienen, sind es in der Gebirgslandschaft vorwiegend die Nadelbäume: Rot- und Weisstannen, Lärchen und Föhren.

Um lebensnahe Szenen auf der Modellbahn darstellen zu können, benötigen wir unbedingt Hintergrund-Informationen über deren Abläufe in der Realität.
Wie wir in den vorhergehenden Beiträgen gelernt haben, benötigen wir hierfür zwingend auch entsprechende Mass-Zahlen.
"Wie hoch wird ein Nadelbaum? Wie dick ist sein Stamm in welcher Höhe?"
Aber auch Fragen wie: "Welche Arbeiten fallen beim Holzschlag an?", gilt es zu lösen.
Solche Grundlagen-Daten habe ich hier zusammengestellt.

Stämme mit einer Länge bis maximal 6 m werden als "Trämel" bezeichnet, jene von über 6 m Länge als "Langholz".

Grössen-Tabelle für Nadelbäume
Die Gemeine Fichte (Rottanne) und die Tanne (Weisstanne) zählen zu den grössten Nadelbäumen in der Schweiz, welche eine Höhe bis zu 50 m (maximal bis 65 m) erreichen.
Fichten können dabei einen Stammdurchmesser bis zu 2 Metern entwickeln, die Tannen bleiben mit bis zu 1,2 Metern etwas schlanker.
Die Modelltannen von 22 cm Höhe in H0 (käufliche Grösse) sind also rund 19 m hoch. Dies entspricht einer Höhe, bei welcher in der Wald-Bewirtschaftung eine Tanne geschlagen wird.
Bleib die Frage zum Verhältnis von Höhe und Dicke.
Hier nehmen wir einen Faktor aus der Holzwirtschaft zu Hilfe, den «HD-Wert».
Als starker Nadelbaum im Wald gilt einer, dessen HD-Wert kleiner ist als 60:
HD-Wert = «Geschätzte Höhe» durch «Durchmesser auf Brusthöhe».
Wir verlegen zur Vereinfachung die Brusthöhe auf Grund.
Nehmen wir als Basis eine Höhe von maximal 50 Metern und den Durchmesser-Mittelwert zwischen Fichten und Tannen von 1,6 Metern, dann erhalten wir einen theoretischen HD-Wert von 31,25.
Ich habe für die weitere Arbeit einen HD-Wert von 40 gewählt. Das scheint mir ein guter Kompromiss zu sein.
Nach dieser Formel hätte eine gefällte Modell-Tanne von 22 cm Höhe (Stammlänge > 19 Meter) an der Basis einen Stammdurchmesser von ca. 5,5 mm.

Trämel

Aus obiger Tabelle lässt sich auch ersehen, welchen Dickenschwund Trämel in der Länge aufweisen. Die entasteten Stämme werden für Sägereien auf genormte Längen von 4 oder 5 Meter zugesägt.
Der Baumstamm einer 30 Meter-Tanne würde also auf eine Länge von 5 m im untersten Stammteil in H0 eine Dicken-Reduktion von 8,6 auf 7,2 mm aufweisen.
Selbstverständlich können wir diese Zahlen runden und erhalten 57,5 mm ( real 5 m) lange Trämel mit folgender Reduktion: 8,6 - 7,2; 7,2 - 5,7; 5,7 - 4,3 (real 17,24 cm).
Der für Sägereien zu dünne Rest (ab ca. 20 cm) wird oftmals in 1 m lange Rundholzstücke (Rugel) für Feuer- oder Papierholz aufgesägt.

Themenbild Holzlager des Forstbetriebs Göschenen-Wassen beim Standel unterhalb Göschenen

Die Lagerung von Trämeln und Langholz erfolgt aus Platzgründen in Stapeln. Um ein Wegrollen der Trämel zu verhindern, werden an den Enden dieser Stapel schräge Querlagen eingebaut. Die auf den beiden Bildern abgebildeten Stämme wiesen Dicken von 20 bis 60 cm Durchmesser auf.

Themenbild Zum Abtransport zusammengezogenes Langholz im Wald

Die Arbeitsabläufe beim Fällen eines Baumes im Bergwald

Die Forstarbeit im Bergwald unterscheidet sich von derjenigen im Flachland.
Sehr oft ist der Einsatz moderner Maschinen auf Grund der Steilheit und Unebenheit des Geländes nicht möglich. Auch fehlen oftmals entsprechende Zufahrtsmöglichkeiten. Deshalb ist hier noch reine Handarbeit angesagt und Manneskraft gefragt.

Was die Aufarbeitung der Bäume im Bergwald angeht, ist der Arbeitsablauf folgender:

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Stammfuss reinigen und vorbereiten

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Fällrichtung festlegen, mit dem Rücken am Baumstamm durch visieren über die ausgestreckten Arme (Ziel: möglichst kein Schaden an anderen Bäumen)

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Fällkerbe in der Fallrichtung am Stamm anbringen

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Baum umsägen, wenn die Tiefe des Sägeblattes erreicht ist, wird der Spalt mit einem Keil (Bisse) offen gehalten.

 
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Der gefällte Baum wird dem Stamm entlang entastet. Den Stamm mit Hilfe von Zapien drehen, damit auch die Äste der Unterseite entfernt werden können.

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Der Stamm wird abgelängt zu Trämeln von 4 oder 5 Metern. Was unter einer bestimmten Dicke ist, wird zu Rundholz gesägt.

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Die Trämel werden mit Zapien zum Abtransport zurechtgezogen und gelagert.

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Liegen die Äste frei, werden sie zu Haufen zusammengetragen.

Bei diesen Arbeitsabläufen gibt es in der Szenerie einen Unterschied zwischen früher und heute.
Wurden früher verschiedene Werkzeuge benutzt (Axt zum Kerben und Entasten, Zweigriffige Waldsäge zum Trennen), werden heute alle Schnittarbeiten mit der Motorsäge erledigt.

Rundholz: Papierholz, Feuerholz

Wie bereits oben gesagt, wird der Stamm nur bis zu einem Durchmesser von etwa 20 cm (2,3 mm in H0) für Sägereien aufbereitet. Der Rest wird als Rundholz in Stücke geschnitten.
Papierholz wird seiner Bestimmung gemäss an die Papierfabriken in Längen von 1 oder 2 Metern geliefert.

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Private Scheiter-Beigen im Schächental
 
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Professionelle Brennholzlager der Korporations-Bürgergemeinde Unterschächen

Bei der Aufbereitung zu Feuerholz werden die dickeren Rugel zusätzlich noch in Scheiter gespalten.
Um das Feuerholz trocknen zu lassen, wird es zwei bis drei Jahre gelagert.
Forstgesellschaften erstellen an passenden Stellen im Wald überdachte 1- oder 2-Ster Gestelle in welche das Holz eingefüllt, und so bis zum Verkauf gelagert wird.
Private errichten Holzbeigen beim Schlagplatz und decken diese mit Wellblechplatten und Plachen zum Schutz vor dem Regen ab. Oftmals lehnen sie diese Beigen auf der einen Seite an einen stehenden Baum, um nur einseitig Stützstangen in den Boden schlagen oder eingraben zu müssen.

"Stüüde-Garbä " oder "Bürdeli"

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Bauer beim "Staudnen"

Die Baumspitze und die Äste wurden früher abgelängt und als Heizmaterial für die Kachelöfen gebunden. Heute lässt man sie als Haufen im Wald verrotten.
Die alte Bezeichnung für eine solche Bündelung ist «Reiswelle» (Tannen-Reisig - Rolle).
«Welle» ist ein altes Mass und bezeichnet eine Rolle von etwa 32 cm Durchmesser, welche aus Reisig (Kleinholz) von 7 bis 14 Zentimeter Durchmesser und 1 Meter Länge gebunden wird.
Vielleicht weil der Urner von Natur aus ein "Alles-Nutzer" ist, schnürt er die Wellen nicht nur mit Reisig, sondern auch mit Schnittgut von Stauden, weshalb in Uri die Bezeichnung für die Reiswelle «Stüüde-Garbä» lautet.
Um die Bündel schön schnüren zu können, benutzt man einen Bock, welcher mit einer Spannvorrichtung versehen ist, oftmals nur ein Stück Seil oder eine Kette.
Das zugeschnittene Kleinholz wird im Bock eingefüllt, mit der Spannvorrichtung gepresst und anschliessend mit Schnur oder Draht gebunden.
Zu einem solchen Arbeitsplatz gehört nebst dem Binde-Bock auch ein Scheitstock, um darauf das Reisig zurechtzustutzen.

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